Wo lebt es sich im Alter am besten?

Manche Schweizer erwägen, ihr Alter an einem günstigeren Ort im Ausland zu verbringen. Tatsächlich bieten einige Destinationen eine ähnliche Lebensqualität zu tieferen Lebenshaltungskosten. Diese hängen jedoch auch von den Gewohnheiten ab.

Viele Schweizerinnen und Schweizer träumen von einem Leben in einem fremden Land, und nutzen den Ruhestand dazu, dieses Abenteuer zu verwirklichen. Auch einfachere und praktischere Motive, wie besseres Wetter oder den gewohnten Lebensstandard an einem günstigeren Ort aufrechtzuerhalten, gehören dazu. «Die wahren Lebenshaltungskosten hängen jedoch sehr stark von der persönlichen Situation und den Ausgabegewohnheiten ab, da sich scheinbar billige Ziele als teuer erweisen können», sagen die UBS-Ökonomen James Mazeau und Jackie Bauer. Steuern und die Gesundheitsversorgung könnten die Gesamtlebenshaltungskosten stark beeinflussen, warnen sie, und raten, die Sozialversicherungsabkommen zu berücksichtigen.

Kompromiss zwischen Kosten und Lebensqualität ist zwingend

«Die meisten Länder erfordern einen Kompromiss zwischen Kosten und Lebensqualität», fahren die Ökonomen fort. Sie haben 26 Länder anhand von zwei Kriterien analysiert: erstens das Vermögen, das benötigt wird, um 30 Jahre Ruhestand für eine Einzelperson zu finanzieren, und zweitens die Lebensqualität, die Rentnerinnen und Rentner erwarten können. «Auf den ersten Blick scheint es, dass eine höhere Lebensqualität mehr Vermögen erfordert. Aber es gibt einige Arbitragemöglichkeiten: Zum Beispiel ist für den Ruhestand in Deutschland oder Frankreich rund 33% weniger Vermögen notwendig als in der Schweiz bei ähnlicher Lebensqualität. Rund 50% weniger Vermögen wird in südeuropäischen Ländern benötigt, doch die Lebensqualität variiert stark», erklären die Ökonomen.

Auswanderer müssen für EU/EFTA-Länder eine Grundversicherung abschliessen

Punkto Gesundheitsversorgung führen die Ökonomen aus, dass Auswanderer mit einer Schweizer Rente, die in die EU, Island, Norwegen oder Liechtenstein umzögen, gemäss den Abkommen zwischen der Schweiz und den EU/EFTA-Ländern in der Schweiz eine Grundversicherung abschliessen müssten. Die Prämien seien an die Kosten der Gesundheitsversorgung in den verschiedenen Ländern angepasst. In einigen dieser Länder könnten sich Rentner dafür entscheiden, dem lokalen Gesundheitssystem beizutreten, was finanziell nicht immer vorteilhaft sei. Es könne auch Auswirkungen auf Familienmitglieder geben.

Wer in ein Nicht-EU/EFTA-Land ziehe, wie Neuseeland, könne sich relativ bald nach einer bestimmten Anzahl von Jahren im Land dem steuerfinanzierten öffentlichen Gesundheitssystem anschliessen. Andere Länder würden von ausländischen Rentnern eine private lokale Krankenversicherung verlangen.

Steuerliche Implikationen müssen berücksichtigt werden

Punkto Steuern böten einige Länder Vorzugssteuerregelungen für Rentner an, die dauerhaft umziehen würden, so die Ökonomen weiter. Diese Steuervorteile würden in Form von Pauschalsteuersätzen oder Steuervergünstigungen erfolgen, wobei diese Vorteile von Bedingungen wie Mindesteinkommensniveau, Mindestvermögen und/oder vom Immobilienkauf abhängig sein könnten. Das sei der Fall in Portugal, Malta, Griechenland und Italien, um nur einige zu nennen. Der Steuervorteil sei manchmal zeitlich begrenzt, beispielsweise auf zehn Jahre in Italien oder Portugal.

Möglicherweise werde im Ausland ein niedrigeres Ruhestandseinkommen benötigt. In den meisten Fällen würde bei einem dauerhaften Umzug das gesamte Renteneinkommen im neuen Land besteuert, führen die Ökonomen weiter aus. In vielen europäischen Ländern sei die Einkommenssteuer höher als in der Schweiz. Trotzdem könne es immer noch günstiger sein, den Ruhestand im Ausland zu verbringen. Doch sie warnen: «Das Bild kann sich ändern, wenn das Ruhestandseinkommen tiefer oder höher ausfällt. Wer einen Ruhestand im Ausland plant und noch keine berufliche Vorsorge bezogen hat, sollte über die steuerlichen Implikationen von Renten- versus Kapitalbezug im Ausland nachdenken.»

Lebensqualität variiert von Land zu Land

Die Ökonomen weisen weiter auf die Unterschiede in der Lebensqualität hin. Für den Lebensqualitätsindex für Rentner haben sie eine Bewertung des Umfelds speziell für Rentner getroffen. Sie haben eine Gesamtpunktzahl erstellt, die sich auf verschiedene Dimensionen konzentriert, und die folgenden Gewichtungen verwendet:

• Gesundheitsinfrastruktur und Gesundheitsumfeld 30%

• Sicherheit (Kriminalität und Naturgefahren) 30%

• Politische Stabilität und Rechtsstaatlichkeit 25%

• Wirtschaftliche Stabilität 10%

• Qualität der allgemeinen Infrastruktur 5%.

Demnach befinden sich einige Länder, unabhängig von den Gewichtungen der Dimensionen, immer an der Spitze des Rankings und andere am unteren Ende. «In der Tat gibt es eine gewisse Korrelation zwischen einigen Faktoren, wie zum Beispiel der politischen Stabilität und dem Ausmass der Kriminalität. Darüber hinaus ändern sich die Präferenzen der Rentner während des Ruhestands, wobei sich der Schwerpunkt mit zunehmendem Alter hin zur Gesundheitsinfrastruktur verschiebt, etwa deren Qualität, Kapazität und Zugänglichkeit», erläutern die Ökonomen.

Es ist nicht immer billiger im Ausland

Während die meisten Länder einen Kompromiss zwischen Kosten und Lebensqualität erfordern, bieten einige Destinationen eine ähnliche Lebensqualität wie die Schweiz, jedoch zu tieferen Lebenshaltungskosten. «Der Umzug in ein Land mit günstigeren Lebenshaltungskosten bedeutet nicht unbedingt geringere Gesamtausgaben, wenn man den gewünschten Lebensstandard aufrechterhalten will», fahren die Ökonomen fort. In einigen Fällen könne ein «importierter» Lebensstil im Ausland mehr kosten als in der Schweiz. Auch Inflation sei individuell und hänge vom Lebensstandard und den Ausgabegewohnheiten ab: «Die wahren Lebenshaltungskosten hängen sehr stark von der persönlichen Situation und den Ausgabegewohnheiten ab, da sich scheinbar billige Ziele als teuer erweisen können», so das Fazit der Ökonomen.

Ein anderes Land erfordert eine andere Finanzplanung

Der Ruhestand im Ausland bringt eine Reihe neuer Herausforderungen mit sich, insbesondere die Verwaltung der Finanzen. Darauf gelte es sich vorzubereiten, raten die Ökonomen. So sei das Renteneinkommen oft in Schweizer Franken, doch die Ausgaben würden in einer Fremdwährung anfallen. Das Währungsrisiko, nämlich eine Aufwertung der Ausgabenwährung gegenüber dem Schweizer Franken, könne bis zu einem gewissen Grad und zu einem gewissen Preis neutralisiert werden. Und wer den Lebensunterhalt mit einem Anlageportfolio bestreite, könne durch geschickte strategische Vermögensallokation das Währungsrisiko minimieren. Noch einmal weisen die Ökonomen auf das ausländische Steuersystem hin, das es zu berücksichtigen gelte, wenn es um Kapitalgewinne, Erbschaften und Renteneinkommen gehe.