Die Verzinsungsunterschiede sind je nach Pensionskasse enorm

Für Schweizer Pensionskassen war 2021 dank guter Börsenlage ein erfolgreiches Jahr. Top-Kassen haben über zehn Mal so viel Rendite erwirtschaftet wie andere. Auch bei der Verzinsung der Guthaben bildet sich eine Zweiklassengesellschaft heraus.

Schweizer Vorsorgeeinrichtungen haben 2021 eine Nettorendite von durchschnittlich 8.4% erwirtschaftet. Das ist das zweitbeste Ergebnis der letzten Dekade und liegt deutlich über dem Zehn-Jahres-Schnitt von 5.4%. Die über die letzten Jahre erwirtschafteten hohen Renditen haben die Kassen gezielt eingesetzt, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. Die komfortable Ausgangslage verschaffte ihnen insbesondere bei der Verzinsung der Altersguthaben mehr Handlungsspielraum. Aktiv Versicherte profitierten von einer höheren Verzinsung – über alle Kassen gesehen lag diese 2021 mit durchschnittlich 4.25% so hoch wie letztmals im Jahr 2001. Das zeigt die 22. Ausgabe der Swisscanto Pensionskassenstudie.

Top-Kassen machen über zehn Mal so viel Rendite wie andere

Um auch künftig eine gute Verzinsung der Altersguthaben sicherzustellen, ist eine nachhaltig hohe Anlagerendite unabdingbar. Bei der Performance ist die Spannbreite zwischen tiefsten und höchsten Renditen der einzelnen Kassen allerdings sehr gross – ein Trend, der sich in der Studie seit Jahren abzeichnet. 2021 lag der niedrigste Wert bei 1.34%; die beste Kasse erreichte mit 15.97% eine über zehn Mal so hohe Rendite. Dies zeigt sich auch in der mittleren Frist über fünf Jahre betrachtet: Das Zehntel der Kassen mit der tiefsten Performance konnte pro Jahr eine Rendite von 3.88% erwirtschaften; das erfolgreichste Zehntel kommt auf eine Rendite von jährlich 7.21%. Ursachen für diese Differenzen sind laut Heini Dändliker, Leiter Key Account Management Firmenkunden Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank, strukturelle Gründe, wie etwa Kassengrösse, Brancheneigenheiten und Vermögensallokation.

Verzinsung der Altersguthaben variiert stark

Bei den Vorsorgeeinrichtungen hat sich eine Zweiklassengesellschaft herausgebildet: Kassen, die ihre Wertschwankungsreserven bereits über 75% geäufnet haben, vermochten die Altersguthaben ihrer Versicherten doppelt so hoch zu verzinsen wie Kassen mit tieferen Reserven. Für die Musterschüler unter den Pensionskassen ist der Weg frei für eine Trendwende: Sie können die Altersguthaben ihrer aktiv Versicherten künftig höher verzinsen. Das Nachsehen haben Versicherte von Kassen, die mit der Umsetzung ihrer Hausaufgaben im Verzug stehen. Sind die Reserven zu wenig geäufnet, wird ihr Pensionskassenguthaben lediglich unterdurchschnittlich verzinst. Für Versicherte spielt es deshalb eine entscheidende Rolle, bei welcher Kasse sie über ihren Arbeitgeber versichert sind.

Deckungsgrade waren noch nie so hoch

Noch nie waren die Deckungsgrade so hoch wie Ende 2021: Diese betrugen bei privatrechtlichen Kassen im Schnitt über 122.1% – das sind 6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Kassen verfügen damit über freie Mittel für Leistungsverbesserungen. Die aktuelle Marktlage hat allerdings dazu geführt, dass die Deckungsgrade bis Ende März 2022 mit 117.3% wieder leicht unter die Zielgrösse gesunken sind.

Umwandlungssätze sinken weiter

Die soliden Reserven ermöglichen eine Trendumkehr beim technischen Zinssatz. Dieser orientiert sich an der empfohlenen Obergrenze der Schweizerischen Kammer der Pensionskassen-Experten und zeigt, mit welchen langfristigen finanziellen Verpflichtungen die Einrichtungen kalkulieren. 2021 empfahlen die Expertinnen und Experten aufgrund ihrer Berechnungen, den Satz angesichts der steigenden Zinsen zu erhöhen; 2022 könnte eine weitere solche Empfehlung folgen. Damit liegen die aktuellen durchschnittlichen technischen Zinssätze neu unter der empfohlenen Obergrenze – die Kassen schätzen also ihre Rentenversprechen realistisch ein. Der Umwandlungssatz hingegen wird gemäss den Zahlen der Pensionskassenstudie weiter sinken: für Männer mit Rentenalter 65 von durchschnittlich 5.43% im Jahr 2022 auf 5.25% im Jahr 2026.

Umverteilung von aktiv Versicherten zu Rentnern wurde reduziert

Viele Pensionskassen haben die ertragsreichen Jahre genutzt, um ihre Hausaufgaben zu machen, und sich bestmöglich für die Zukunft aufzustellen: Sie haben den technischen Zinssatz angepasst, die Wertschwankungsreserven geäufnet, auf Generationentafeln umgestellt, den Umwandlungssatz gesenkt und das Pensionierungsalter erhöht. All dies hat dazu geführt, dass die systemfremde Umverteilung von aktiv Versicherten zu Rentnern gestoppt werden konnte.