Die Zinsen am langen Ende ziehen an

Die Zinsen für 10-jährige US-Staatsanleihen sind im Dezember deutlich gestiegen. Die Staatsanleihenmärkte der wichtigen Industrienationen sind der Zinsbewegung in den USA gefolgt. Für 2011 rechnen Marktbeobachter mit einem stabilen bis leicht steigenden Zinsniveau.

Der globalen Wirtschaft ist es 2010 gelungen, die Verluste, welche die Finanzkrise und die folgende Rezession verursacht haben, weitestgehend auszugleichen. Das Wirtschaftswachstum wurde allerdings durch verschiedene Sonderfaktoren begünstigt, wozu etwa staatliche Stützungsmassnahmen, Steuererleichterungen und statistische Basiseffekte zählen. Diese Sonderfaktoren laufen zu Beginn des kommenden Jahres mehrheitlich aus, weshalb viele Investoren 2011 einen Abschwung fürchten.

Konjunkturhoffnungen lassen längerfristige Zinsen steigen

Um das Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden, haben die USA beschlossen, die Steuervergünstigungen bis auf weiteres fortzusetzen. Damit ist die Angst um einen Rückfall in eine Rezession verflogen und die Hoffnung erwacht, dass sich die Konjunktur besser als erwartet entwickeln könnte. Bei den Zinsen für 10-jährige US-Staatsanleihen hat dies im Dezember zu einem sprunghaften Anstieg um beinahe 1% geführt, womit sie wieder deutlich über 3% notieren. Sie sind damit in eine breitere Handelsspanne eingetreten, die zwischen 3% und 4,25% liegt. Die Bank Clariden Leu beispielsweise rechnet nicht mehr mit einem Rückfall unter die 3%-Marke.

Doch nicht nur in den USA sind die Zahlen zum Wirtschaftsverlauf besser als erwartet. Auch in Deutschland und in asiatischen Ländern, allen voran China, wurde die Hoffnung auf eine erneute Beschleunigung des Aufschwungs geweckt. Die Staatsanleihenmärkte wichtiger Industrienationen sind der Zinsbewegung in den USA deshalb gefolgt und notieren nun auf durchwegs höheren Renditeniveaus. Dennoch gibt es auch Bedenken zur Nachhaltigkeit der US-Fiskalpolitik, ebenso wie zu den Stützungsmassnahmen der Zentralbank, weshalb die Bank Clariden Leu Unternehmensanleihen der Anlagequalität "Investment Grade" den Staatsanleihen vorzieht.

Europäische Staatsanleihen sind mit Risiken behaftet

Für die meisten europäischen Staatsanleihen überwiegt zudem die Unsicherheit. Zwar haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU im Dezember darauf geeinigt, einen dauerhaften Krisenmechanismus zur Stabilisierung des Euro-Raums über das Jahr 2013 hinaus zu schaffen. Die Ausgabe von gemeinsamen "Euro-Anleihen" wurde bis auf weiteres jedoch ausgeschlossen. Damit hätten sich schwächere Mitgliedstaaten im Verbund mit starken Nationen an den Kapitalmärkten finanzieren wollen. Wie Beobachter meinen, werden die EU Staaten nun eine politische Integration vorantreiben müssen, um eine gemeinsame Wirtschaftspolitik zu entwickeln und stabile Haushalte zu erlangen. Ein solcher Prozess dauert jedoch mehrere Jahre, weshalb Ungleichgewichte und damit verbunden unterschiedliche Risikoprämien für Anleihen der einzelnen Länder vorerst bestehen bleiben.

Geldmarktzinsen bleiben vorerst tief

Am kurzen Ende sind die Zinserwartungen nach wie vor gedämpft. Um das Wirtschaftswachstum weiterhin zu stützen, haben sowohl die US Federal Reserve Bank (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank von einer Anhebung der Leitzinsen 2010 abgesehen. Der Geldmarktzins für den Schweizer Franken (Dreimonats-Libor), der Ende 2009 auf 0,25% gesunken war, liegt mittlerweile nur noch bei 0,17%. Konsensus-Schätzungen zufolge werden die Geldmarktzinsen innerhalb der nächsten 12 Monate jedoch anziehen, wobei die Schätzungen stark variieren und zwischen 0,25% und 0,9% liegen. Die meisten Marktteilnehmer rechnen mit Leitzinserhöhungen ab Mitte 2011.

 Prognosen für festverzinsliche Anleihen